Reportage Althaus sanieren
Beitrag aus der Zeitschrift » ALTHAUS SANIEREN«
Familie Franz wollte beim Heizen unabhängig sein von fossilen Energieträgern. Ihr rundum erneuertes Haus verfügt jetzt über einen Grundofen und Wandtemperierung. Sonnenenergie nutzt es über eine Solaranlage, passiv über große Glasflächen.
Lange hatte Familie Franz im mittelalterlichen Stadtkern von Welzheim ziemlich beengt gelebt. Die vierköpfige Familie bewohnte das Erd- und Obergeschoss auf 78 Quadratmetern, bei kleinteiliger Raumstruktur und niederen Deckenhöhen. Deshalb beschloss Zimmermeister Franz, das Haus für seine Familie radikal umzugestalten. Das Konzept des von ihm beauftragten Architekten Peter Brinkmann sah einen Teilabriss des Gebäudes bis zur Erdgeschossdecke, ein durchgängiges Obergeschoss über der gesamten Grundfläche und einen luftigen Dachraum mit Galerie vor. Ein Wintergarten sollte das Raumangebot auf der Wohnebene erweitern und einen fließenden Übergang zum Freibereich schaffen. Zimmermeister Joachim Franz wollte den Umbau weitgehend selber realisieren, und dabei alle Register der Zimmermannskunst ziehen.
Er fertigte die Wände in Rahmenbauweise vor; Massivholzdecken und eine sichtbare Dachkonstruktion komplettierten das tragende Gerüst der Aufstockung. Auch den Wintergarten und den vollständig verglasten Giebel errichtete er – angelehnt an den klassischen Fachwerkbau – in einer filigranen Holzpfosten-Riegelkonstruktion. Die Außenwände wurden mit Zellulose- und Holzfaserdämmung auf besten Energiestandard gebracht. Mit einer farbigen Boden-/Deckelschalung versehen, erhielt das Gebäude ein neues, schmuckes Kleid. Innen wurde ebenfalls mit durchgängig ökologischen Materialien gearbeitet, Massivholzböden und Lehmputze auf Schilfrohrdämmung erzeugen eine warme und freundliche Atmosphäre. „Aus formalen Gründen entschieden wir, den Ofen in die zentral angeordnete Erdgeschoss- Treppenanlage zu integrieren“, sagt Peter Brinkmann.
Sanierung & Komplexes Energiekonzept
Für die Planung des komplexen Energiekonzeptes (siehe auch Kasten) zog er Martin Denk vom Ingenieurbüro für ganzheitliches Bauen in Dillingen an der Donau hinzu. In den Randbereichen des Gebäudes (wie Wintergarten, Galerie und Schlafzimmer) hätte ein klassischer Grundofen, der nur einen eingeschränkten Bereich mit Strahlungs- und Konvektionswärme versorgen kann, nicht ausgereicht. Deshalb musste für diese Räume eine zusätzliche, direkte Beheizung vorgesehen werden. Als Ideallösung bot sich ein Heizeinsatz als wasserführender Kessel an, der bis zu 70 Prozent seiner Leistung als Warmwasser an einen Pufferspeicher abgibt. Vom Speicher, der zusätzlich die Solaranlage speist, wird dieses Warmwasser in die lehmverputzten und mit innenliegenden Heizschlangen bestückten Wände der einzelnen Zimmer geführt.
„Die Wandtemperierung ist die physiologisch optimale Raumbeheizung“, sagt Martin Denk. Und führt folgende Argumente an: Ohne „heiße Luft“ erzeugende und Staub umwälzende Heizkörper wird das Raumklima stabilisiert, warme Wände und verhältnismäßig kühlere Luft bringen Behaglichkeit. An den Wänden fällt keine Feuchtig- keit an, Schimmel kann sich nicht bilden. Die verbesserte Wärmeleitfähigkeit des temperierten Bauteiles spart Heizenergie. Und: Die Räume lassen sich freier möblieren. Familie Franz fühlt sich sehr wohl in ihrem neuen, alten Haus. Helle, lichtdurchflutete und behaglich klimatisierte Raumfolgen ersetzen dunkle, bedrückende Zimmer. Es herrscht ein völlig anderes Raumgefühl. Auch von außen ist das Franzsche Haus jetzt ein Schmuckstück – und die beste Visitenkarte für den Bauherren.
Biologisch bauen lohnt sich und ist der einzig richtige Weg.
Joachim Franz, Bauherr und Zimmermann